Im Praxistest: Husqvarna 572 XP

Husqvarna 572 XP - starke Säge für starke Bäume?

Die neue Husqvarna 572 XP im Praxistest.

Husqvarna hat die nächste Generation einer legendären Motorsäge vorgestellt. Die Husqvarna 572 XP steht für Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und mehr Leistung und tritt die Nachfolge der Husqvarna 372 XP an. In Deutschland ist die Profisäge voraussichtlich erst ab Januar 2018 erhältlich. www.motorsaegenkette-schaerfen.de konnte vor dem offiziellen Verkaufsstart mit der brandneuen Husqvarna 572 XP für ein paar Tage im Holz arbeiten

Die Pressekonferenz in Luzern erinnerte schon ein wenig an die Präsentation digitaler Produkte einer bekannten US-Firma. Spektakuläre Bilder und Videos wurden kombiniert mit technischen Information und von den Managern der schwedischen Firma persönlich vorgestellt. Drei Worte fielen dabei immer wieder: Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und Leistung. Die neue Profisäge soll über 12% mehr Schnittleistung verfügen, eine optimierte Kühl- und Luftfilterleistung sowie ein 10 x schnelleres Motormanagement haben. Ein Leistungsgewicht von 0,66 kW pro KG kann sich laut dem Hersteller genauso sehen lassen wie die neue und von Husqvarna selbst produzierte X-Cut Vollmeißelkette.

DER TECHNIK-CHECK

Husqvarna 572 XP-Der Technik-Check

Auf der Antriebsseite fallen die neue Details sofort auf. Kettenraddeckel und Spanauswurf der Husqvarna 572 XP wurden überarbeitet und die graue Abdeckung ist schlanker und leichter geworden. Anders als bei den kleineren Modellen von Husqvarna ist die Mechanik der Kettenbremse nicht im Kettenraddeckel untergebracht. Gut geschützt hinter einer schmutzabweisenden Verkleidung befindet sich das Bremssystem der Husqvarna 572 XP im Chassis. Der Spanauswurf wurde überarbeitet und weist jetzt fünf (!) Zentimeter breite auf, gut 1 cm mehr als bei anderen XP-Modellen.

Ein Begrenzungsring soll verhindern, dass die AV-Elemente bei übermäßiger Krafteinwirkung durch den Motorsägenführer abreißen. Oberhalb des Kettenraddeckels befinden sich in der Motorabdeckung zwei Öffnungen, durch die die Stauhitze bei abgestelltem Motor entweichen kann.

Die innenliegende Kupplung wird der Forstprofi wohlwollend zur Kenntnis nehmen, denn dadurch wird die Kettenmontage und das Auswechseln des Kettenritzels deutlich vereinfacht. Fast schon selbstverständlich sind die verliersicheren Muttern, mit denen der Kettenraddeckel befestigt wird.

Der Auspuff wurde überarbeitet und aus massivem Stahl gefertigt. Noch auffallender aber ist der Freiraum unterhalb des Bauteils, knapp 1 cm hoch und gut 5 cm in der Tiefe wurde das Gehäuse so verändert, dass auch hier kein Hitzestau entstehen kann. Der Freiraum reicht bis an die Trennwand zum Zylinder hinein. Im Betrieb sorgt das Lüfterrad zudem für einen Luftstrom unter dem Auspuff hindurch und vermeidet so Stauhitze.

Fotogalerie - Husqvarna 572 XP, der Technik-Check

20% mehr Kühlleistung

Husqvarna gibt an, die neue 572 XP mit einem um 20% gesteigerten Kühlsystem ausgestattet zu haben. Zur Kühlung des Zylinders erzeugt das Lüfterrad einen Luftstrom über die schräg angeordneten Kühlrippen des Motors. Neu ist ein in das Kurbelgehäuse eingelassener Kanal, der nun auch die Kupplung mit einem kühlenden Luftstrom versorgt. In Verbindung mit der belüfteten Auslassseite unterhalb des Auspuffs sorgen die Schweden so für einen optimalen Wärmeabtransport des gesamten Triebwerks.

Bei all der Technik kommen dann so kleine Details wie der klappbare Tankdeckel und die transparente Füllstandskontrolle des Kraftstofftanks einem schon fast nebensächlich vor.

Mit drei Spannklammern lässt sich die Motorabdeckung abnehmen. Auch hier gibt es Neues zum Thema Kühlung zu berichten. Der Motor wird vom Vergaserraum durch ein Hitzebarriere aus sich ausdehnendem Polymer getrennt. Die weiße Kunststoffwand weist mikroskopisch kleine Gaseinschlüsse auf und erziel dadurch eine gute Isolationsleistung. Nach Aussage von Husqvarna soll selbst im härtesten Betrieb die Temperatur im Vergaserraum nicht über 45° Celsius ansteigen. Der Effekt für den Forstprofi ist klar, durch die geringere Wärmebelastung ist die Wahrscheinlichkeit einer Blasenbildung im Kraftstoffsystem geringer geworden, folglich wird der Neustart bei heißem Motor vereinfacht.

Husqvarna 572 XP-Der Technik-Check

Nimmt man für Wartungs- und Pflegearbeiten bei der Husqvarna 572 XP die einteilige Motorabdeckung ab, kommt man problemlos an den Luftfilter sowie an Zündkerze, Kühlrippen und den Auslassbereich heran.

Der Luftfilter wurde ganz neu konzipiert. Die 572 XP wird standardmäßig mit einem universellen Filz-Filter geliefert, der unter nahezu allen Umweltbedingungen sehr gut arbeitet. Das Material lässt sich mit einer Seifenlauge leicht reinigen und trocknet auf der Heizung schnell ab. Dank Schraubbefestigung sitzt der Filter fest auf dem Vergaser, eine umlaufende Dichtung sorgt für einen sichern Abschluss zum Venturi hin. Optional ist ein Filter mit 40µm Netzgewebe für besonders nasse und kalte Umgebung und ein Filter mit 25µm Gitterweite für besonders staubige Umgebungen lieferbar.

10x schnelleres AutoTune

Husqvarna 572 XP mit neuem Motormanagement

In der neuen Husqvarna 572 XP verbaut der Hersteller die zweite Generation des AutoTune-Systems. Während AutoTune-Systeme der ersten Generation nur bei niedriger bzw. bei Höchstdrehzahl Betriebsinformationen sammelten, verarbeitet die in der neuen Husqvarna-Profisäge verbaute Motorsteuerung Informationen aus einem breiten Drehzahlbereich, wodurch die Maschine noch genauer kalibriert werden kann. Rund 10 x schneller erfolgt laut Husqvarna nun die Anpassung des Luft-Krafstoffgemisches. Hinzu kommt der von Husqvarna als Soft-Cut-Out bezeichnete Motorschutz. Stellt das System eine zu hohe Drehzahl fest, verlagert es den Zündzeitpunkt sofort nach hinten (Spätzündung) und reduziert damit augenblicklich die Motordrehzahl.

Die neue Husqvarna 572 XP verfügt über einen kräftigen und agilen Motor, der sich dank AutoTune im Leerlauf bei relativ konstanten 2740 Umdrehungen (RpM) einpendelt. Bei Vollgas ohne Last regelte die Motorsteuerung die Drehzahl auf rund 11.500 RpM ein, ein Überdrehen ist nicht möglich.

PRAXISTEST IM STARKEN NADELHOLZ

Husqvarna 572 XP im Praxistest

Vor dem Arbeitsbeginn müssen 0,7 Liter Alkylatbenzin und 0,35 Liter Kettenöl eingefüllt werden. Mit diesem Volumen liegt die Husqvarna gleichauf mit vergleichbaren Sägen der 70 ccm-Klasse. Wenige Hübe mit der manuelle Kraftstoffpumpe versorgen den Vergaser schon vor den ersten Zügen am Starterseil mit Kraftstoff. Der Kurzschlussschalter muss wie bei den anderen AutoTune-Sägen in die obere Position gebracht werden. Nach 2 Zügen startet die Husqvarna 572 XP, geht aber wieder aus. Wünschenswert wäre, dass die Säge den Startmodus erkennt und selbstständig durchläuft. Also Schalter nach unten und nochmal am Startergriff gezogen. Der Startvorgang erfordert für eine Säge mit dem Hubraum und dank Dekompressionsventil einen angemessenem Kraftaufwand. Die Säge springt problemlos an und läuft nach ein paar Gasstössen stabil im Leerlauf. Mit einem Drehzahlmesser prüfen wir die Umdrehungen - der tiefste Wert liegt bei 2720, der Höchste bei 2750 Umdrehungen pro Minute (RpM) . Die Schwankungen sind sehr gering und im Mittel kommen wir auf die vom Hersteller angegebenen 2740 RpM.

Eine Lärche mit etwas über 60 cm BHD und ausgeprägten Wurzelanläufen ist ein idealer Testbaum. Mühelos lassen sich dank Vollmeißelkette und 50er Schiene die ausgeprägten Wurzelanläufe beischneiden. Bei der Fallkerbanlage unterstützt die Husqvarna 572 XP den Forstprofi durch die gute Balance. Wird die Säge am vorderen Handgriff richtig gehalten, pendelt sich das Schwert nahezu im 45 Grad Winkel aus.

Die neue Husqvarna 572 XP im Praxistest

Den Fällvorgang leiten wir mit einem Stechschnitt ein. Die gut sichtbare Fällmarkierung auf der Motorabdeckung unterstützt die gleichmäßige Ausformung der Bruchleiste. Die Stechschnitte und der trichterförmige Zugang für den technischen Fällkeil lassen sich mit der ruhig schneidenden Vollmeißelkette präzise anlegen. Rasch wird der Keil auf Spannung gebracht, dass Sicherheitsband anschließend unterschnitten und nach wenigen Ratschenzügen fällt der Baum wie geplant. Unser Eindruck nach der Fällung - die Kombination Husqvarna 572 XP und technischer Fällkeil ist wie gemacht für starkes Holz.

Beim Abtrennen von Waldbart und Wurzelanläufe zeigt sich auch das Resultat des neu konzipierten Kettenraddeckels. Selbst große Mengen langfaserige Späne transportiert die Säge problemlos ab. Und sogar in Bodennähe, wo der Spanauswurf beeinträchtigt wird, sorgt bei Bedarf die auslaufende Kette für Sauberkeit im Kettenraddeckel. Fazit: der Spannauswurf der Husqvarna 572 XP funktioniert einwandfrei.

Fotogalerie - Husqvarna 572 XP im Praxistest

Entasten im Nadelholz

Beim Entasten ist die Handhabung der Säge grundsätzlich gut, sie lässt sich von Ast zu Ast angemessen positionieren. Wir vermeiden an der Stelle aber das Wort leicht, denn eine Säge mit 8,95 KG Systemgewicht, d.h. vollgetankt und mit einer 50 cm langen Führungsschiene, ist alles andere als Leicht. Unser Eindruck ist zudem, dass die Säge mit den dünnen Nadelholzästen unterfordert ist. Selbst bei Ästen mit 5 cm Durchmesser und mehr reicht ein Gasstoß zum abtrennen. Wir bleiben dabei, für Entastungsarbeiten im Nadelholz ist uns eine leichtere Säge lieber. Das soll aber nicht als Nachteil der neuen Husqvarna 572 XP verstanden werden, denn die Profisäge aus Schweden macht einen starken Job und ist für starkes Holz gemacht.

Einschneiden im Laubholz

Im starken Laubholz kann die Säge dann Ihr Potenzial wieder ausspielen. Für das Einschneiden von Eiche und Esche der 5. Klasse aufwärts steht genügen Leistung zur Verfügung. Vor allem der Spanauswurf überzeugt hier noch mal, selbst bei Längsschnitten in Bodennähe für das anfallende Brennholz gibt es keinerlei Störungen im Abtransport der Holzwolle. Nach rund 50 Minuten Sägearbeit ist der Tank leer, die Arbeitszeit und damit auch der Verbrauch ist für die vielen Volllastschnitt angemessen.

WARTUNG NACH EINEM ARBEITSTAG

Nach der Arbeit unterziehen wir die Säge einen Wartung in der Werkstatt. Der Luftfilter weist dank dem Air Injection System nur ganz wenig Schmutz auf, da machen wir heute gar nichts dran. Rund 98% der groben Schmutzpartikel filtert die Zentrifugalreinigung laut Husqvarna raus. Das können wir bestätigen, es finden sich so gut wie keine Sägespäne im Vergaserraum. Der Kettenraddeckel ist auch OK, hier reicht ein abbürsten mit einem Pinsel völlig aus. Überhaupt ist die Husqvarna 572 XP recht wartungsfreundlich. Alle Torx-Schrauben haben noch einen zusätzlichen Schlitz, so das man mit dem Standard-Kombischlüssen die Schrauben aufbekommt. Die AV-Federelemente können ganz leicht mit einem Torx-Schraubdreher ausgetauscht werden.

Fotogalerie - Wartung der Husqvarna 572 XP

Abschließend widmen wir uns der X-Cut Sägekette. Die Vollmeißelzähne können eine Schärfung vertragen. Schön ist die goldene Verbindungslasche der C 85-Kette, der Forstprofi sieht dadurch, wann er die Zähne einer Seite komplett duschgeschärft hat. Die Bezeichnung C 85 steht bei Husqvarna für: C=Vollmeißelkette, 8=Teilung 3/8 Zoll und 5=1,5 Millimeter Treibgliedstärke.

UNSER FAZIT

Die drei Ziele bei der Konstruktion der neuen Husqvarna 572 XP waren laut Hersteller Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und die Leistung. Fangen wir mit der Leistung an. Wer mit den Sägen der schwedischen Marke schon arbeitet, kennt die agile Motorleistung und die Drehfreudigkeit der kleineren Motorsägen. Diese Eigenschaften bleiben der 572 XP erhalten. Das Gesamtbild Gewicht zu Leistung ist stimmig, ein Überraschungseffekt bzw. übermäßiger Leistungszuwachs bleibt aber aus. Das soll aber nicht das Gesamtbild der neuen Säge aus dem Hause Husqvarna schmälern. Der Motor, dass gut ausbalancierten Chassis und die X-Cut-Sägenkette bilden zusammen eine leistungsstarke Motorsäge für den Forstprofi.

Es wäre vermessen, nach wenigen Tagen Einsatz schon ein Fazit zur Zuverlässigkeit und Haltbarkeit zu ziehen. Die vielen verbesserten Details können aber als Indiz für Zuverlässigkeit angesehen werden. Husqvarna hat verschiedene Bauteile wie z.B. das Startergehäuse leichter gemacht, andere hingegen wie Kurbelwelle, Kurbelwellenlager und den Auspuff aber auch verstärkt. Unter dem Strich bleibt ein Gesamtgewicht, getankt und mit 50er-Schneidegarnitur, von 8,95 KG bei 5,85 PS.

Unser Fazit fällt daher auch durchweg positiv aus. Für rund 1389,- Euro erhält der Käufer eine kräftige Starkholzsäge, die über ein angemessenes Leistungs-/Gewichtsverhältnis verfügt. Der Verbrauch ist bei der Holzernte vergleichbar mit anderen Sägen dieser Leistungsklasse und das Handling ist ausgezeichnet. Die vielen Details wie verliersichere Muttern, eine sehr gute Fällmarkierung auf dem Gehäuse, dass ausbalancierte Chassis, die Kette mit Start/Stop-Markierung und vieles mehr müssen heute einfach bei einer Profisäge sein. Für uns ist ganz klar - die Husqvarna 572 XP ist eine starke Säge, gemacht für starke Bäume.