Schärfhilfen im Set

Schärfhilfen im Set

Werzeugtaschen für die Instandsetzung der Motorsägenkette

Vier Schärfsets im Praxistest

Das Kettenschärfen ist die häufigste Wartungsarbeit an der Motorsäge. Die genau Einhaltung aller Winkel ist dabei nicht nur Entscheidend für die Schnittleistung, sondern trägt in besonderer Weise zur Arbeitssicherheit bei der Motorsägenarbeit bei. Ein Schärfset gehört daher zur Grundausstattung beim Motorsägeneinsatz. Wir haben vier solcher praktischen Sets verglichen.

Jeder Motorsägenbesitzer dürfte das Problem wohl kennen. Einen Moment nicht aufgepasst und man hat mit der Motorsägenkette die Erde berührt. Das war es, die Sägenkette ist stumpf! Jetzt muss mit der Rundfeile schnellstmöglich wieder für einen guten Schnitt gesorgt werden.

Dabei gilt es im Wald wie auch in der Werkstatt gleich mehrere Winkel präzise nachzufeilen. Der Schärfwinkel ist mit Werten von 25°, 30° oder 35° Grad noch relativ leicht einzuhalten. Die Ausformung des richtigen Brustwinkels ist dann schon schwieriger. Bei einem Vollmeißelzahn soll die Brustschneide 60° bis 70° Grad, bei einem Halbmeißelzahn 80° bis 85° Grad aufweisen. Das Problem hierbei ist die Kontrolle, denn die Schneide der Zahnbrust ist rund.

Deswegen muss bei der Instandsetzung je nach Kettenteilung die richtige Feilenstärke ausgewählt und ein Feilenüberstand von rund 1/4 des Feilendurchmessers über dem Zahndach eingehalten werden.

Nach 2-3 Schärfdurchgängen muss der Tiefenbegrenzer wieder auf den korrekten Höhenunterschiede zur Zahnspitze eingestellt werden. Gerade einmal 0,65 mm beträgt die Differenz zwischen Oberkante Zahn und Tiefenbegrenzer. Hierbei muss sehr präzise gearbeitet werden, denn vor allem ein zu großer Tiefenbegrenzerabstand ist sehr gefährlich, da die Rückschlaggefahr bei Stechschnitten deutlich zunimmt.

Werden bei der Instandsetzung die Winkel nicht korrekt eingehalten, kann der Erfolg ausbleiben und die Kette schneidet nach der Wartung nicht optimal. Der Einsatz von Schärfhilfen ist daher sehr zu empfehlen und in jedem Fall ein Zeichen für professionelles Arbeiten an und mit der Motorsäge.

DIE TESTBEDINGUNGEN

Im Werkstatt-Test vergleichen wir vier Werkzeugtaschen mit Rundfeilen, Feilenhalter, Schärf- und Tiefenbegrenzerlehren. Bewertet haben wir den Umfang der Ausstattung, die Qualität der Feilen mittels Handtest und die Einhaltung der vom Hersteller geforderten Winkelmaße. Um gleiche Testbedingungen zu schaffen wurde für jedes Werkzeuges eine neue Halbmeißelkette verwendet. Nach 20 Feilstrichen pro Zahn wurde der Schärfwinkel und Brustwinkel optisch beurteilt sowie die Zahnlänge und der Tiefenbegrenzer mit einer Schieblehre bzw. einem Spandickenprüfer vermessen.

SCHÄRFHILFEN IM PRAKTISCHEN SET

STIHL-Schärfset mit Feilen und Kombilehre

STIHL-Schärfset

Im Stihl-Katalog findet sich ein umfangreiches Sortiment an Werkzeugen für die Pflege der Schneidegarnitur. Für rund 20,- Euro bekommt der Käufer das Stihl-Schärfset mit Rundfeile und Feilenhalter, eine Flachfeile, ein Feilenheft aus Holz, eine einfache Schärfanleitung und eine Feillehre zur Kontrolle der Zahngeometrie. Die Lehre hat Kontrollfenster für 30° und 35° Schärfwinkel sowie für alle typischen Brustwinkel. Das Werkzeug verfügt über einen Schwertnutreiniger mit Meßskala zur Kontrolle der Schwertnuttiefe oder der Zahnlänge. Vor allem aber lässt sich mit der Lehre der Tiefenbegrenzer prüfen und einstellen.

Zu Beginn testen wir die Abtragsleistung der Rundfeile. Jeder Schneidezahn wird dazu 20 mal mit der Rundfeile und aufgeschraubtem Feilenhalter bearbeitet. Im Durchschnitt hat die Feile 1,9 Millimeter Material pro Zahn abgetragen, ein sehr guter Wert, wie sich im Testverlauf herausstellen sollte. Der Feilenhalter wird mit Klemmschrauben auf der Rundfeile fixiert. Auf der Oberseite befinden finden sich zwei Schärfwinkelmarkierungen mit jeweils 30°.

Leider sind die eingestanzten Hilfslinien nicht wirklich brauchbar, optisch gesehen wären hier besser erkennbare Winkelmarkierungen wünschenswert. Der Brustwinkel entspricht nach dem Schärfvorgang im Wesentlichen der Servicemarkierung auf der Seite der Brustplatte. Aufgrund der nur bedingt brauchbaren Winkelmarkierungen kann der Schärfwinkel schon mal unterschiedlich ausfallen. Hier bietet Stihl mit der Feilenhalterführung FF1 ein Werkzeug an, mit dem dann auch der Schärf- oder Dachkantenwinkel präzise eingehalten wird. Das Feilenheft liegt nicht ganz so gut in der Hand. Damit der Daumen beim Feilen besseren Halt findet, sollte der Holzgriff vorne einen größeren Durchmesser haben. Die Tiefenbegrenzerlehre erfüllt Ihre Aufgabe gut, nach der Instandsetzung lässt sich mit dem Spanndickenprüfer ein Abstand von 0,6 Millimeter feststellen. Alle Werkzeuge werden in einer robusten Tasche verstaut. Zusammengerollt wird diese mit Klettverschluss und zwei Druckknöpfen gesichert.

Vallorbe Schärfset mit umfangreicher Ausstattung

Vallorbe Schärfset

Umfangreicher kommt das Sägeketten-Schärfset der Schweizer Firma Vallorbe daher. Die blaue Tasche enthält ein Feilenheft aus Holz, ein Feilenhalter, einen Schwertnutreiniger sowie eine Tiefenbegrenzerlehre für die Maße 0,63 und 0,73 mm. Zum Set gehören noch drei Rundfeilen mit 4,8 mm Durchmesser und eine Flachfeile für die Instandsetzung des Tiefenbegrenzers. Die blaue Kunststofflehre wird mit zwei Ösenschrauben auf der Rundfeile befestigt und weißt Schärfwinkelmarkierungen von 25°, 30° und 35° Grad auf. Diese sind rein optisch besser erkennbar als bei den anderen Testprodukten. Auf der Unterseite ist der Feilenhalter mit Metalleinlagen verstärkt, die das blaue Kunststoffchasis gegen Verschleiß schützen. In Verbindung mit dem griffigen Holzheft läßt sich die Schärfkombination gut durch den Schneidezahn führen. Beim Handtest geht die Rundfeile ungeachtet der vorhandenen Hartchrombeschichtung auf dem neuen Zahn mit gutem Materialabtrag an die Arbeit.

Nach 20 Feildurchgängen je Zahn nimmt die Vallorbe-Feile rund 1,7 Millimeter Material ab. Selbst erfahrene Anwender werden hier kaum Unterschiede zu den Feilen aus dem ersten Test feststellen. Die mitgelieferte Lehre ermöglicht eine genau Einstellung des Tiefenbegrenzers, wie bei allen anderen im Test verwendeten Lehren wird dieser dabei aber waagerecht herunter gefeilt. Daher muss bei allen Testprodukten eine Nachbearbeitung des Tiefenbegrenzers auf 15° bis 20° Anstiegswinkel erfolgen. Die Werkzeugtasche mit Inhalt kostet im Fachhandel rund 30,- Euro, dafür stattet der Schweizer Hersteller das Schärfset aber auch mit drei statt nur einer Rundfeile aus. Das Vallorbe Schärfkit Pro überzeugt im Test durch eine gute und qualitativ hochwertige Ausstattung bei gleichzeitig angemessenem Kaufpreis.

Oregon-Set mit Lehre für die Kettenbestimmung

OREGON-Schärfset

Etwas größer ist die rote Werkzeugtasche von Oregon. Am Inhalt liegt das aber nicht, denn der amerikanische Hersteller liefert das Set mit nur einer Rund- und Flachfeile, einem Feilenhalter, einer Tiefenbegrenzerlehre sowie einem Schwertnutreiniger und zwei Feilenheften aus. Neben einer einfachen Betriebsanleitung findet sich im Oregon-Schärfset auch noch eine Lehre für die Schneidegarnitur der Motorsäge. Mit diesem Hilfsmittel kann die Teilung der Sägenkette, die Treibgliedstärke und die Schwertnutbreite sowie der Feilendurchmesser ermittelt werden.

Oregon richtet sich mit dem Hilfsmittel wohl an die Besitzer von No-Name- und Hobbysägen, die solche Angaben oftmals nicht ausweisen und wo der Eigentümer spätestens bei einer Ersatzbeschaffung von Sägeketten vor einem Rätsel steht. Letztendlich ist die rote Lehre eine gute Idee.

Die Abtragsleistung der Rundfeile ist zu Beginn etwas hakelig, nachdem aber die ersten Feilstriche die Hartchromschicht beseitigt haben, geht auch die Oregon-Rundfeile gut ans Werk. Mit rund 1,3 Millimeter bestätigt sich unser subjektiver Eindruck, dass die Feile einen nicht so hohen Materialabtrag wie die beiden anderen Testprodukte hat. Die Befestigung des Feilenhalters auf der Rundfeile erfolgt beim Oregon-Feilenkit mit Spannklammern. Diese sind etwas hakelig und vom Bedienkomfort nicht ganz so hoch, erfüllen aber ihren Zweck. Der Feilenhalter verfügt über zwei Schärfwinkelmarkierungen mit je 25° und 30° Grad am vorderen und hinteren Ende des Halter, deren optische Erkennbarkeit aber nur schwach ausreichend ist.

Die Tiefenbegrenzerlehre verfügt leider nicht über eine Kontrollmöglichkeit für Schärf- und Brustwinkel. Bei der Verwendung der Lehre fällt uns auf, dass die Flachfeile das Material der Lehre abträgt. Damit das Maß der Tiefenbegrenzerlehre sich auf Dauer nicht verändert, sollte die Lehre nur als Kontrollwerkzeug und nicht als Feilhilfe eingesetzt werden. Für rund 20,- Euro erhält der Käufer ein Schärfset, dass in Ausstattung und Preis mit dem Produkt der Firma Stihl vergleichbar ist. Die Qualität der Oregon-Feilen reicht aber nicht an die beiden zuvor getesteten Produkte heran, ebenso kann die Tiefenbegrenzerlehre mit den Produkten der Konkurrenz nicht mithalten. Dafür gibt es aber für Hobby-Holzer eine Kettenlehre mit dazu.

Arnold Schärfset - gut und günstig?

Arnold Schärfset

Das es auch etwas günstiger sein darf, beweist der Online-Händler Amazon mit dem Arnold-Schärfset. Der Werkzeugumfang ist für den Preis von etwas mehr als 12,- Euro sehr umfangreich. Neben den drei Rundfeilen mit 5,5mm, 4,8mm und 4,0mm Durchmesser befinden sich in der Werkzeugtasche noch eine Flachfeile sowie ein Feilenhalter mit 25°, 30°, 35° und sogar 10° Schärfwinkelmarkierung. Ein Feilenheft aus Holz und eine gut ausgestattete Tiefenbegrenzerlehre bekommt der Käufer ebenfalls für sein Geld. Das Material der Tasche und das Werkzeug machen auf den ersten Blick einen soliden Eindruck. Beim Feilen stellen wir aber einen deutlichen Qualitätsunterschied fest. Die Abtragsleistung der Rundfeilen ist gering und nicht mit den Feilen der anderen Hersteller vergleichbar.

Die ersten Feilstriche zeigen auf den neuen Zähnen nur wenig Wirkung. Nach 20 Feilbewegungen pro Zahn weist der durchschnittliche Materialabtrag nur 0,9 Millimeter auf. Die Leistung liegt damit nur bei rund 50% der Feilen von Stihl und Vallorbe. Mit der im Set enthaltenen Lehre lässt sich der Tiefenbegrenzer zwar korrekt herabsetzen, jedoch fällt uns auf, das das Material der Feilhilfe ebenfalls abnutzt. Daher vergleichen wir die Materialgüte der Arnold-Feilhilfe mit der Tiefenbegrenzer-Feillehre von Stihl. Wir vermessen beide Werkzeuge mit einer Schieblehre und feilen anschließend 10x mit der Flachfeile über beide Lehren. Bei der Stihl-Lehre sind zwar Riefen in der Oberfläche erkennbar, aber ein Materialabtrag können wir nicht messen. Bei der Arnold-Lehre fehlen nach dem Versuch knapp 0,3 Millimeter. Auch wenn die Ausstattung für den Preis recht umfangreich ist, können wir aufgrund der Feilen- und Materialqualität dieses Produkt nicht empfehlen.

UNSER FAZIT

Alle Werkzeugtaschen beinhalten eine vollständige Grundausstattung zur Pflege der Schneidegarnitur. Für die typischen Wartungsarbeiten wie Reinigung, Beurteilung und Instandsetzung der Schneidegarnitur sind mehr oder weniger brauchbare Werkzeuge vorhanden. Vor allem haben uns die Produkte von Stihl und Vallorbe überzeugt. Ausstattung, Qualität und die hohe Zerspanungsleistung der Feilen lassen mit handwerklichem Geschick professionelle Schärfergebnisse erwarten.

Auch das Oregon-Schärfset unterstützt den Anwender bei der Schärfarbeit, vor allem aber die weniger abrasiven Feilen und die eingeschränkte Kontrollfunktion der Lehre spricht eher für eine semiprofessionelle Anwendung. Und obwohl das Arnold-Schärfset auf den ersten Blick ordentlich ausgestattet ist, konnte uns das günstige Angebot infolge der geringen Werkzeugqualität nicht überzeugen.

Bei allen Schärfhilfen ist aber die Grundkenntnis über das Kettenschärfen unbedingt erforderlich. Zwar helfen die Lehren und Werkzeuge dabei das Arbeitsergebnis zu optimieren, eine abschließende Beurteilung der Eingangs genannten Punkte für eine gute Ketteninstandsetzung muss der Anwender aber selbst vornehmen.